Brauchen wir ein zweites Gehirn? Eine Lösung für den Informationsüberfluss

29. Mai 2023

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Wir leben heute in einer Zeit in der wir ständig von zahlreichen Informationen bombardiert werden. Fast jeder Mensch bekommt heute an einem Tag mehr Informationen als ein Mensch aus dem 15. Jahrhundert in seinem ganzen Leben. Und dabei sind sogar sehr viel mehr negative Ereignisse enthalten als früher. Ständig haben wir abertausende Todos auf unsere Liste, müssen uns in Meetings massiv viele Informationen aneignen und das schlimmste dabei ist: Morgen - oder in spätestens ein paar Jahren sind all diese Informationen abgelaufen und müssen entsorgt werden. Dadurch entsteht ein konstanter Strom, von immer größer werdenden Informationen.

Gleichzeitig finden wir immer mehr über das eigene Gehirn raus, merken an welchen Stellen es hilfreich für uns ist & an welchen Stellen unser Gehirn einfach nicht dafür gemacht ist. Und genau dafür gibt es die Idee des zweiten Gehirns.

Die Idee habe ich bei Tiago Forte kennen gelernt. Tiago hat das System jahrelang selbst benutzen müssen, da er an einer schweren Krankheit litt. Nach dem Besuch bei zahlreichen Fachexperten konnte ihm jedoch keiner die Verbindungen zwischen allen Analysen aufzeigen oder diese überhaupt sehen. So begann er alle Informationen aufzuschreiben, diese miteinander zu vernetzen & so neue Ideen zu entwickeln, wie er als seine Krankheit besiegen könnte. Die dabei gewonnenen Erfahrungen findest du in seinem Blog oder in komprimierter Form im Buch "Building a Second Brain".

Ich befinde mich gerade mitten in der Reise ein zweites Gehirn zu erstellen.

Da es in dem ganzen Bereich mehrere Methoden und Systeme gibt, teste ich gerade welches davon am besten für mich funktioniert. Über meine Lernfortschritte und Erkenntnisse werde ich euch immer mal wieder berichten :)

Was ist ein Second Brain?

Hast du dich schon mal gefragt, warum du dich so schlecht fühlt, wenn du das Handy zu Hause vergessen hast? Es fühlt sich tatsächlich so an, als würde ein Teil von dir fehlen, oder? In einem Psychologie Podcast habe ich gelernt, dass es tatsächlich für das Gehirn so ist. Denn bei Werkzeugen & Erfindungen, die wir jeden Tag so intensiv nutzen, werden diese Gegenstände tatsächlich als Verlängerung des menschlichen Körpers gesehen.

Mit dem eigenen Handy lernt das Gehirn beispielsweise, dass es der einfachste Weg ist an sehr viele Informationen heran zukommen, mit seinen Freunden in Kontakt zu bleiben und viele andere schöne Zeiten verbringen kann. Somit gewöhnt sich das Gehirn immer mehr daran, dass hier echte Vorteile existieren und dadurch wird es so schwierig und komisch, wenn man sich von diesem Teil trennt. Das Hirn schafft mit Absicht eine Abhängigkeit, damit es immer Zugriff auf dieses Werkzeug hat - das ist quasi eigenes Interesse diesen Vorteil zu behalten.

Die Idee vom Second Brain ist ganz ähnlich. Eine Erweiterung zum Denken zu schaffen, also wie ein Handy - nur sinnvoller. Ich tippe mal etwa 90% der Zeit, die wir am Handy verbringen sind häufig nicht gut genutzt, zumindest wenn man nicht super penibel drauf achtet.

Gerade diese ganzen guten Software Entwickler und die Produkt Firmen kennen einfach sehr viele Wege & Tricks, wie man es schafft die Apps so zu konzipieren, dass das Belohnungssystem des Hirns angesprochen wird.

Warum könnte ein zweites Hirn nicht schaden?

Bevor wir jetzt gleich ein zweites Gehirn erschaffen wollen, macht es Sinn sich kurz anzuschauen - warum. Denn das zweite Gehirn sollte ja definitiv einige Sachen besser machen können als unser eigenes.

Ein super Beispiel dafür ist: Sich an Sachen zu erinnern. Du kannst dir garnicht vorstellen, wie sehr ich mich manchmal getadelt habe, weil ich schon wieder vergessen hatte - den Müll rauszubringen. Das passt überhaupt nicht zu meinem Selbstbild, ich denke ja doch tatsächlich ich wäre clever. Clever genug, um an den Müll zu denken.

Aber das Gehirn ist garnicht dafür gemacht, mich an meine Todos zu erinnern. Die Aufgabe des Gehirns ist es vor allem die aktuelle Situation zu analysieren und auf Gefahren zu prüfen. Daraus entwicklen wir ständig neue Impulse. Vereinfacht gesagt ist es die Aufgabe immer neue Gedanken und Eindrücke zu verarbeiten und Impulse zu erzeugen. Super, so kommt es also zum sogenannten Monkey Mind.

Da gibt es nun natürlich die Option durch Achtsamkeit & Meditation den Gedankenstrom zur Ruhe kommen lässt. Aber auf der anderen Seite gibt es auch die Möglichkeit einfach alle Gedanken zu akzeptieren & diese einfach auszulagern, damit man sich in Zukunft - jederzeit bei Bedarf wieder daran erinnern kann.

Und so kommt man zu Notizen & einem System für Notizen. Das könnte ein Post It Zettel sein, ein Journal oder ein Blog - erstmal egal wie, es geht darum die Informationen auszulagern.

Und Tiago Forte geht jetzt einfach noch einen Schritt weiter und nutzt die digitalen Tools der modernen Zeit. Heute lassen sich unbegrenzt viele Notizen erstellen und verlinken. Durch das digitale Suchen wird es viel einfacher all seine Notizen zu finden, wenn man sie gerade braucht. Digital lassen sich Informationen schneller umsortieren. Aber auch der Zugriff von allen Geräten aus ist hilfreich, denn das beste Notizbuch hilft nicht - wenn man es nicht dabei hat.

Ein ideales Notizsystem enthält nicht nur Informationen für uns heute, sondern Informationen - die wir in Zukunft gebrauchen können.

Und auch bei Notizen greift das Konzept der Compound Effect. Das heißt also unser Wissen wird durch kleine, konsequente Handlungen (aufschreiben, erinnern, vernetzen) immer größer durch den Effekt von "Zinsen & Zinseszins" immer wertvoller. Obwohl das am Anfang nach Kleinigkeiten aussieht, kann man riesige Ergebnisse erreichen.

Auf diesem Effekt lassen sich auch die Ideen von James Clear (Atomic Habits) zurückführen. Oder auch Aspekte aus dem Growth Hacking.

Und an der Stelle stehen wir vor eine großen Herausforderung:Wie schafft man es Informationen so aufzubereiten, dass sie einem in Zukunft helfen können?ohne das wir in der Gegenwart jede Notiz so lange aufbereiten, dass wir nur noch Notizen bearbeiten...

Die Frage muss sich jeder individuell beantworten, aber das System dafür ist nicht kompliziert und erlaubt einem mehr Ordnung in das Chaos zu bringen. Denn das digitale Chaos wird bei uns allen immer größer.

Bisher ist also das zweite Gehirn nur ein Notizsystem. Im Kern stimmt das zwar, aber es wird später noch durch weitere digitale Organisationstools ergänzt - so dass neben Notizen auch Aufgaben und Termine im "Second Brain" gespeichert werden.

Dabei gibt es noch einen großen Vorteil, den das zweite Hirn verspricht - neben einer durchsuchbaren Bank an Wissen & Notizen wird es somit einfacher auf neue Ideen oder neue Impulse zu kommen, weil die "Gedanken vor einem liegen".

Bald mehr dazu ;)

Abschließend möchte ich dich dazu ermutigen, dein aktuelles System zur Bewältigung von Informationen zu reflektieren und mit mir in den Kommentaren darüber zu sprechen. Wie gehst du mit der Flut an Informationen um? Bist du bereits mit einem effektiven Notiz- und Organisationswerkzeug ausgestattet oder könntest du von der Idee eines zweiten Gehirns profitieren? Lass uns gemeinsam Wege finden, um unsere Gedanken und Informationen besser zu verwalten und so ein produktiveres, aber gleichzeitig entspannteres und erfüllteres Leben zu führen.