Müssen, Wollen, Können - Ein kleines Wortspiel für mehr Freiheit
27. Dez. 2024
Wie oft sagst du Dinge wie: “Ich muss später noch Sport machen” oder “Ich kann das nicht”? Unsere Worte prägen nicht nur, wie wir denken, sondern auch, wie wir fühlen und handeln.
Wie oft benutzt du die Worte soll, will kann oder muss? Vermutlich ziemlich häufig. Welches davon nutzt du am häufigsten?
Sprache ist vielfältig und gibt uns oft mehrere Worte für das Gleiche: gehen, schlendern, wandern… Aber manchmal vereinfachen wir es zu sehr. Früher habe ich fast immer “müssen” verwendet – für alles, was ich mir vorgenommen habe.
Das ist doch irgendwie einfacher und weniger Aufwand fürs Nachdenken. Ressourcen sparen an der einen Stelle gibt mir mehr Ressourcen für einen anderen Denkprozess.
Ich muss noch einkaufen gehen.
Ich muss noch Sport machen heute.
Etwas tun zu müssen, heißt das man keine Wahl hat und die Wahl auch garnicht anders ausfallen würde, denn man muss es tun, um zu überleben. Als ich früher also auch bei allen Gedanken und Sätzen das Wort müssen verwendet habe, so hatte ich auch gleich immer das passende Gefühl dazu: Ich habe keine Wahl.
Jetzt ist Freiheit oder der freie Wille ein riesengroßer Motivator, der mit jeder Verwendung des Wort 'müssen' an Kraft verliert. Im Rückblick finde ich es auch spannend, dass alle Formulierungen mit gut gemeinten Ratschlägen von anderen bei mir auch zu einem müssen wurden. Es war mir ja auch immer sehr wichtig die Erwartungen von anderen zu erfüllen. Somit war ich eine laufende Todo Liste, die einfach beschrieben werden konnte und ich müsste die Dinge dann alle tun. Kein Wunder, dass ich das Gefühl hatte, dass ich niemals mit der ToDo Liste fertig werden kann.
Aber wie oft lag ich da falsch?
Unsere Worte haben eine starke Kraft, denn sie sind auch in unserem Kopf. Es bilden sich Glaubenssätze und ich habe zwar sicher Energie gespart bei der Wortauswahl, dafür habe ich etwas konstruiert - was in der Welt garkeinen Platz für die anderen Worte übrig lässt: Warum sollte ich sagen: Ich will heute noch Yoga machen, wenn ich es doch eh tun muss für meine Gesundheit? Somit wird schon durch ein kleines Wort aus einem Hobby ein Beruf, eine Verpflichtung oder kurz: Aus etwas, das mir eigentlich Spaß macht, nehme ich den Spaß raus.
Es gibt so wenige Sachen auf der Welt, die wir wirklich tun müssen. Eigentlich haben wir bei allen Sachen eine Wahl.
Stell dir vor: Du denkst, “Ich muss einkaufen gehen.” Was passiert, wenn du es nicht tust? Vielleicht improvisierst du mit dem, was du zu Hause hast, oder entdeckst eine kreative Lösung. Oft sind die Konsequenzen gar nicht so dramatisch, wie wir sie uns vorstellen.
Es gibt einen Haufen von Möglichkeiten, die wir garnicht mehr sehen können - wenn wir uns dazu entscheiden, dass wir es tun müssen.
Wenn wir müssen, sind wir nicht mehr flexibel und offen für andere Wege.
Ja, vielleicht solltest du heute einkaufen gehen, damit du am Wochenende weniger Sorgen hast, damit du dir schon vorher überlegt hast, was es zu kochen gibt. Zumindest klingt das einfacher - aber letztlich muss es ja auch garnicht immer einfach sein.
Also fordere dich selbst doch einfach mal wieder zu einem Spiel heraus, beobachte was passiert - wenn du etwas nicht tust, was du tun müsstest.
Oder achte im täglichen Gespräch darauf, welche Worte du verwendest und frage dich jedes Mal, stimmt das eigentlich was ich hier erzähle? Welches Wort passt tatsächlich am besten zu dem, was ich sagen will?
Während dieser große Punkt schon viel Stress vermeiden kann. Die Todo Liste wird damit auch oft erheblich kürzer wird (oder es gibt Listen für Sachen, die du tun möchtest, solltest, .. ).
Wenn du das trainierst, dann fängst du an auf die Details zu achten. Und dadurch trainierst du deine Achtsamkeit, dir fallen neue Dinge auf. Der erste Domino Stein fällt.
Wenn dir dann langsam deine eigene Geschichte, die du in deinem Kopf für dieses Detail (Können, Müssen, Wollen, Solllen) erzählst anfängt zu bröckeln, dann fängst du an, die anderen Wege zu sehen. Und dann kannst du auch andere Wege gehen.
Der erste Dominostein ist gefallen: Achtsamkeit in deinen Worten. Übe dich darin, sei geduldig mit dir selbst – und entdecke, wie ein kleines Wort einen großen Unterschied machen kann.
Ich wünsche dir einen guten Neustart und viel Spaß mit noch mehr Dominos ;)