Warum du gerade dann meditieren solltest, wenn du keine Zeit hast
23. Aug. 2024
Kennst du diesen Spruch?
Klingt das nicht total unlogisch?
Wie soll das denn gehen?
Was für ein blöder Spruch…
Die paradoxe Weisheit dieses Spruchs
Jaja… diese Mönche in Nepal sind schon ein lustiges Volk. Was nehmen die wohl für Substanzen, damit sie so etwas von sich geben? Und die Leute halten sie dann auch noch für besonders weise.
Vermutlich hattest du ähnliche Gedanken, als du die Überschrift gelesen hast. Wie auch nicht – die Aussage scheint auf den ersten Blick keinen Sinn zu ergeben, zumindest nicht, wenn man mit reiner Logik an die Sache herangeht.
Eine Erinnerung an unsere Leistungsgesellschaft
Heute hat mich dieser Spruch an die Leistungsgesellschaft erinnert, in der wir leben. Die meisten von uns sind in einer Umgebung aufgewachsen, in der es darum ging, in der Schule gute Noten zu erreichen. Uns wurde beigebracht, dass wir nicht gut genug sind, wenn wir keine guten Noten bekommen. Dabei sagen Noten oft nichts über die tatsächliche Intelligenz eines Menschen aus. Vielmehr geben sie Aufschluss darüber, wie gut man sich an ein System anpassen kann, wie diszipliniert man ist und wie sehr man an die Idee glaubt, dass gute Noten der Schlüssel zum Erfolg sind.
Der ständige Drang, besser zu sein
Wir lernen, dass es immer jemanden gibt, der bessere Noten schreibt, mehr Punkte erzielt oder weniger tun muss, um das Gleiche zu erreichen. Dies führt oft dazu, dass wir noch mehr lernen und uns noch mehr anstrengen, um besser zu sein. Aber woher kommt dieser ständige Drang, besser sein zu wollen?
Nach der Schule geht es im Studium oder im Job weiter: Es scheint nie genug zu sein.
• Nicht genug Geld? Streng dich mehr an. • Nicht genug Verantwortung? Übernimm noch mehr Aufgaben. • Der Tag hat nicht genug Stunden? Arbeite in deiner bisher freien Zeit!
Wir lesen tausende Produktivitätsbücher, um mehr in unserer vorhandenen Zeit zu erledigen, um die nie endende To-Do-Liste endlich zu „besiegen“. Gleichzeitig messen wir den Wert von Menschen daran, was sie leisten können – wer schafft am meisten? Wer kann unter Druck am besten funktionieren?
Leistung in Freizeit und Beziehungen
Aber nicht nur im Job fühlen wir diesen Druck, auch in unserer Freizeit. Sollten es vielleicht noch ein paar mehr Freunde sein? Ach, und übrigens, du hast dich auch schon ewig nicht bei Karl gemeldet – du willst doch ein guter Freund sein, also schreib ihm doch auch mal wieder.
Durch zahlreiche Nachrichten kommt es zu immer mehr Verabredungen, und gleichzeitig wird das Bedürfnis, aus dem stressigen Alltag zu entfliehen, immer stärker. Aber kein Problem, wir können ja einfach noch mehr Urlaub machen, noch mehr von der Welt sehen.
Die Realität, die wir erschaffen
Wir erschaffen uns eine Realität, in der wir so fest an unsere Annahmen glauben, dass wir überzeugt sind: So ist die Welt. Statt 40 Stunden könnten wir doch auch 60 Stunden arbeiten. Und das eine Hobby, zum Beispiel LTBs lesen, lässt sich vielleicht auch noch streichen, um etwas Produktiveres zu tun.
Alles basierend auf einer Annahme aus unserer Kindheit und Umwelt: Wir sind nicht gut genug. Wir müssen Dinge tun, Erfolge erreichen, um gut zu sein.
Was aber, wenn diese Annahme nicht stimmt?
Was, wenn wir nicht mehr machen, mehr erreichen, mehr Bücher lesen, mehr arbeiten, mehr Verantwortung übernehmen müssen, um gut zu sein? Was, wenn wir von Beginn an einfach gut SIND – ohne all das?
Dann kommen wir zum Gegenmittel: Pausen, Stille, Ausruhen, die Siesta. Einfach nur einen Tee trinken, ohne dabei etwas zu tun. Einen Kaffee genießen, nicht als Arbeitsbegleiter, um mehr zu schaffen, sondern einfach nur so.
Ähnliches habe ich bereits im Blogartikel"Meditation in der Tasse: Kaffee"beschrieben.
Mentale vs. körperliche Anstrengung
Viele Jobs sind heute nicht mehr körperlich anstrengend, sondern mental. Bei körperlicher Anstrengung haben die meisten von uns gelernt, auf den Körper zu hören: Nach einer großen Anstrengung folgt Entspannung. Nach dem Muskelkater vom Training gönnen wir uns eine Pause auf dem Sofa.
Die mentale Anstrengung bewusst wahrzunehmen, ist jedoch schwerer, vor allem, wenn wir glauben, dass es so sein muss – dass wir selbst das Problem sind und einfach nur besser werden müssen.
Zurück zum Zitat: „Wenn du Zeit hast, meditiere 1h – wenn nicht, 2h.“
Meditation ist eine Form der Stille, eine Pause für den Körper und womöglich auch für den Geist. Sie bietet die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen und wahrzunehmen, was in uns vorgeht. Gerade in den anstrengendsten Phasen läuft unser Gehirn auf Hochtouren. Wenn man hinhört, entdeckt man vielleicht eigene Glaubenssätze oder eingefahrene Gedankenmuster, die automatisiert ablaufen.
Die Botschaft hinter dem Zitat
Gerade an Tagen, an denen wir keine Zeit haben, bieten sich uns die besten Chancen, uns selbst kennenzulernen und zu entscheiden, wie wir sein
Fazit: Weniger Tun, Mehr Sein
In einer Welt, die ständig nach mehr Leistung und Produktivität verlangt, ist es eine mutige Entscheidung, innezuhalten und einfach nur zu sein. Der Spruch „Wenn du Zeit hast, meditiere 1h – wenn nicht, 2h“ erinnert uns daran, dass wahres Wachstum und Erkenntnis oft in den Momenten der Stille und Besinnung liegen. Wenn wir lernen, uns von dem ständigen Druck zu befreien und uns selbst einfach als „gut genug“ zu akzeptieren, können wir inneren Frieden und wahre Zufriedenheit finden.
Probiere es aus!
Nimm dir heute bewusst Zeit für dich selbst. Ob du nun eine Stunde meditierst oder nur für ein paar Minuten in Stille verweilst – mach es zu einer Priorität. Beobachte, wie sich dein Geist beruhigt und wie sich deine Wahrnehmung verändert, wenn du den ständigen Drang nach „mehr“ loslässt.
Schreib mir oder teile in den Kommentaren, wie du diese Momente der Pause erlebst und wie sie dein Leben beeinflussen.