Work Life Balance - Ein überholtes Konzept?

23. Sept. 2024

Einleitung: Gedanken am Morgen

Es ist kurz nach 5 Uhr. Morgens. Nach etwa 3 oder 4 Stunden Schlaf schreibe ich mir als erstes ein paar Notizen auf. Die Notizen drehen sich um meine Arbeit. Sofort kommen Gedanken in mir auf:

  • Arbeite ich zu viel?
  • Gehts noch, dass du als erstes über die Arbeit nachdenkst?

Und dann wird es wieder sanfter. Denn ganz ehrlich, mit dem weit verbreiteten reden über die ach-so-tolle Work-Life Balance sind wir in eine Richtung unterwegs, die schon vom Start aus falsch aufgestellt ist.

Mein Problem mit der "Work-Life-Balance"

Schauen wir uns das Wort doch einfach mal genauer an: WORK-LIFE Balance.

Balance, also geht es um ein Gleichgewicht aus den beiden Punkten vorne dran. Das heißt, es ist wichtig sowohl die Aspekte Arbeit, als auch Leben zu vertreten. Moment mal, müssten die beiden Punkte nicht etwas gegensätzliches haben, damit ich das irgendwie in Einklang bringen kann?

Seid wann ist das Gegenteil von Arbeit -> Leben? Und wie kann ich in meinem Leben nicht leben?

Ich finde, die Gleichung lässt sich garnicht lösen! Denn die Arbeit ist ein Teil des Lebens!

Eine Work-Life Balance kann für mich maximal bedeuten, schau dass der Arbeitsanteil in deinem Leben nicht zu groß ist, so dass noch Platz für deine anderen Themen im Leben ist, wie bspw. Familie, Freunde, Hobbies, Gesundheit, Sport, ...

Von Work-Life zu Arbeit-Freizeit Balance

Was wäre ein korrektes Gegenteil, damit wir überhaupt einen Ausgleich erreichen können?

Viele sagen das Wort und interpretieren es ohne darüber nachzudenken in ein

"WORK-FREETIME Balance" um.

Was ich ja eigentlich haben will ist ein Gleichgewicht aus Arbeiten und Freizeit, oder nicht? So, dass ich beides in mein komplettes Leben - wie oben im Bild gut integrieren kann. So habe ich dann eine Balance!

Besser, aber immer noch nicht ideal.

Wer bestimmt, wie wir unsere Zeit verbringen?

Für viele ist Arbeiten eher etwas, das man tun muss - um Geld zu verdienen. Es ist also ein fremdbestimmtes Hilfsmittel, was uns dabei hilft unser eigentliches Ziel zu ermöglichen.

Das Ziel ist dabei für die wenigsten Menschen direkt das Geld hinter der Arbeit, sondern die Möglichkeiten, die man dadurch bekommt - und diese können schöne Ziele für uns sein, wie bspw. Reisen, gesunde Ernährung, viel Spaß mit unseren Freunden oder schöne Erfahrungen zu machen.

Ich glaube, die meisten Menschen wollen einen größeren Sinn in ihrem Leben haben oder streben danach ihn zu finden.

Wie unterscheiden wir üblicherweise, dann aber zwischen Arbeit und Freizeit? Während ich auf der Arbeit früher programmiert habe, um mein Geld zu verdienen - so habe ich trotzdem an manchen Wochenenden noch aus Spaß an einer kleinen App Idee gearbeitet - das war dann meine Freizeit. Die Tätigkeit ist die gleiche, aber einmal zählt es als Arbeit & einmal als Freizeit? Ist es entscheidend, ob wir Geld dafür bekommen oder nicht?

Ich glaube es gibt einen entscheidenden Faktor:

  • Wir ARBEITEN fremdbestimmt & bekommen Ziele vorgegeben auf die ein oder andere Art - geben wir unsere Macht ab, was wir mit unserer Zeit anstellen.
  • in unserer FREIZEIT können wir selbstbestimmt entscheiden. Das kann auch dazu führen, dass wir nach der Arbeit total unproduktiv auf dem Sofa liegen und die neue Staffel Breaking Bad schauen... oder zum dritten Mal die Anime Serie Naruto beginnen.

Das Gleichgewicht, was wir in dem Fall anstreben ist also viel mehr eine Frage der Entscheidungskraft, ein Gleichgewicht aus fremdbestimmt & selbstbestimmt.

Aber auch das Streben nach diesem Gleichgewicht hilft mir nicht zu einem praktikablen Motto für meinen Alltag.(Zumindest mir nicht, falls du da was praktisches draus ziehen kannst, sag mir gerne was!)

Die Herausforderung der Selbstbestimmung

Für viele ist es extrem schwierig selbstbestimmt über die eigene Zeit zu entscheiden und ganz ehrlich mir fällt es auch heute (19.09.2024) sehr schwer. Früher habe ich erlebt, wie unproduktiv ich einfach alle Filme und Serien auf Netflix geschaut habe, um dort meine Todo-Liste, ehm ich meine Watchliste abzuarbeiten.

Aber nur weil es am Anfang schwer ist, heißt es nicht - dass es nicht geht.

Wie Peter Parker aka Spiderman schon lernen musste:

"Mit großer Macht kommt auch große Verantwortung".

Wenn wir uns selbstbestimmt damit auseinandersetzen, wie wir unsere Zeit verbringen wollen, dann werden wir uns der eigenen Verantwortung bewusst. Fremdbestimmt zu werden ist einer der größten Energieräuber, die es gibt.

In meinem Weltbild ist es überhaupt nicht erstrebenswert ein Gleichgewicht von bspw. 50% selbstbestimmt und 50% fremdbestimmt anzustreben.

Das Grundmotiv hinter WORK-LIFE Balance

Wir haben gelernt, dass es nicht um ein Gleichgewicht aus Arbeit und Leben geht. Die Arbeit ist ein Teil des Lebens, es sind keine Gegensätze. Wir haben gelernt, dass Leben häufig ein Synonym ist und es oft als WORK-FREIZEIT Balance interpretiert wird. Wir haben gelernt, dass Arbeit oft fremdbestimmt und Freizeit selbstbestimmt ist.

Hoffentlich bist du der gleichen Meinung und siehst, dass es kein Sinn macht eine

  • Work - Life Balance anzustreben
  • Work - Freizeit Balance anzustreben
  • Selbstbestimmt - Fremdbestimmt Balance

Doch was wäre ein erstrebenswertes Gleichgewicht?

Lassen wir die Katze direkt aus dem Sack:

Ein Gleichgewicht aus Anstrengung und Entspannung!

Früher war Arbeit oft körperlich anstrengend, die physische Entspannung musste danach darauf folgen. Heute wird viel mehr mentale Arbeit verrichtet. Die dabei genauso wichtige Entspannung fehlt in unseren Köpfen oft komplett.

Arbeit wird oft auch als Synonym für Produktivität verwendet, etwas zu tun, etwas zu erreichen - auf etwas hinarbeiten. Und das korrekte Gegenteil ist deshalb für mich: etwas nicht zu tun, nicht auf etwas hinzuarbeiten - oder auch einfach gesagt - entspannen!

In den letzten Monaten habe ich auch selbst immer mehr darüber gelernt, wie wichtig es ist unserem System Ruhe zu geben. Wir sind im mentalen Dauerstress Zustand. Unser Gehirn ist oft im Angst-Modus unterwegs. Das schlimmste daran ist: Wir merken es garnicht mehr.

Und Entspannung oder Pausen würden uns dabei so wahnsinnig viel helfen. Nach so einem kleinen Reset können wir ausgeglichen auch noch besser und gelassener auf unser Ziel hinarbeiten!

Ich habe erkannt, dass es auch dann vorwärts geht, wenn ich mich nicht bewege! Ich habe erkannt, dass ich auch dann produktiv bin, wenn ich eine Pause mache.

Fazit: Eine Einladung zum Nachdenken

Vielleicht hilft dir dieser Gedanke heute, um etwas anders in den Tag zu starten.

Was ist, wenn eine Pause gerade das Beste ist, was du tun kannst - um effektiv an deinem Ziel zu arbeiten? Egal, ob das Ziel gerade selbstbestimmt oder fremdbestimmt ist.

Besonders, wenn du für jemanden arbeitest - gehört es nicht zu deinen Aufgaben, dich möglichst in einem Zustand zu bringen, in dem du langfristig deinen Job am effektivsten machen kannst?

Wenn du nur ein bisschen das Gefühl hast, dass das vielleicht das Beste ist, was du mitten in deinem Arbeitstag machen kannst, dann nimm die Frage doch einfach mit auf einen entspannten Spaziergang und denk darüber nach.