Zeit, meine Uhr zu vergessen

08. Jan. 2024

Zeit, meine Uhr zu vergessen.

Schuhe an, Kopfhörer auf, Musik an, Tür auf & raus. Schnell noch das Training auf der Apple Watch starten - das darf nicht fehlen. Sonst zählt es nicht für die Kreise.

In den letzten 2 Jahren habe ich fast immer meine Apple Watch getragen. Es gab nur wenige Ausnahmen, sie war eigentlich überall dabei und mit etwas Routine auch immer geladen.

Eine Fitnessuhr kann ein enormer Motivations-Treiber sein, aber gerade stelle ich das in Frage. Zumindest für mich.

In der heutigen Zeit ist es vor allem für junge Menschen üblich, dass man so viele Daten wie möglich erhebt - auch über sich selbst. Denn mit den eigenen Daten kann man selbst sicher verstehen, wie man besser funktionieren kann. Und in irgend einem Bereich wollen wir das unterbewusst doch irgendwie alle. Ein kleines Level Up für unsere Fitness oder unseren Schlaf.

Mir gehts da auch so, aber stimmt das eigentlich? Brauche ich eine Uhr, die mich zum Sport motiviert? Hilft es meine Schlafanalyse am morgen anzuschauen, um zu wissen - das ich müde bin?

Es ist Zeit, sich das genauer zu überlegen.

Aktuell trage ich meine Uhr seit circa 10 Tagen nicht mehr, um den Unterschied zu bemerken, dabei habe ich festgestellt, dass mir eigentlich nur 3 Funktionen fehlen:

Meine Top 3 Funktionen der Apple Watch

Es ist überraschend, aber aktuell ist für mich die beste Funktion der ca 400€ teuren Uhr: der Wecker. Die Watch läuft bei mir immer im stummen Modus, ich kann dir nicht sagen - warum man laute Töne auf einer Uhr benötigen sollte, um "benachrichtigt" zu werden. Durch den eingebauten Vibrationssensor spürt man immer einen angenehmen Vibe am Handgelenk - der ist prima um die "wirklich wichtigen" Nachrichten & Updates vom Handy zu bekommen. Auch bei Anrufen sehr hilfreich - besonders, wenn man beim iPhone den Stummmodus ohne Vibrationen nutzt - probier das mal aus... So entspannt, wenn man einfach garnicht immer weiß, wann eine neue Benachrichtigung eingeht. So wird es auch schon mal einfacher, bewusst das Handy herauszuholen!

Der eingebaute Motor entfaltet aber als Wecker den größten Mehrwert für mich. Dort hat es enorm viele Vorteile:

  • Ich kann mein Handy in einem anderen Raum lassen
  • Es gibt keine nervigen Klingeltöne, es fühlt sich sanfter an.
  • Keine andere Person bekommt etwas von den Vibrationen mit

Somit ist es beinahe so, als würde man ganz natürlich - also ohne Wecker aufwachen.

Ohne Handy unterwegs sein:Die zweite Funktion, die ich sehr genieße sind Sprach-Memos. Wir alle nutzen das Handy tendenziell zu oft und wir haben uns so sehr daran gewöhnt es überall mitzunehmen, dass es sogar auf der Prioritäten Liste noch vor dem Portmonee eingepackt wird.. Besonders im Jahr 2023 habe ich versucht das Handy bewusst liegen zu lassen, besonders bei kurzen Aktivitäten lohnt sich das. Bei mir ist das ein regelmäßiger Spaziergang. Dabei kommen mir oft gute Ideen oder Gedanken, die ich gerne speichern würde. Ein Journal nehme ich nicht mit, ich spreche einfach den Gedanken als Sprachnotiz in die Uhr hinein - wie James Bond es tun würde.

Manchmal erstelle ich auch so eine Erinnerung für später - das klappt aber nur bei einfachen Aufgaben, wie bspw. noch den Müll rausstellen. Bei komplizierten Sätzen ist das Diktieren ohne Internetverbindung - naja, eher Quahtuasdzsch mit zu vielen Fehlern.

Wo ist eigentlich mein Handy?Die dritte Lieblingsfunktion ist für jeden interessant. Egal ob man das Handy häufiger zu Hause lässt oder nicht, es kommt immer wieder dazu - das man gerade in Eile noch eben schnell das Handy sucht, damit man los kann.

Besonders unpraktisch, wenn auch das Handy der Schlüssel für das Auto ist, mit dem man fahren muss :D

Wer eine Apple Watch trägt hat in solchen Situationen kein Problem, einfach kurz das Handy anpingen und man läuft geschwind in die richtige Richtung, das hilft der Erinnerung auch auf die Sprünge. Falls die Erinnerung dann immer noch nicht will, kann man ja auch noch ein zweites oder drittes Mal bimmeln lassen...

Ja, das ist schon definitiv ein Komfort Feature.. Man kann auch ohne ziemlich gut leben... Aber tatsächlich ist mir kein anderer positiver Aspekt eingefallen. Und da das schon ein sehr kleines Feature ist, heißt wohl erst recht - dass sich der Nutzen für mich in Grenzen hält...

Fitness-FunktionenUrsprünglich habe ich mir eine Apple Watch gekauft, damit sie mich etwas unterstützt bei all meinen sportlichen Aktivitäten. Es macht Spaß die Aktivitätsringe zu schließen und jede Woche ein neues Ziel zu setzen, vielleicht schaffe ich nächste Woche mehr? Spannend finde ich auch die Bewegungstrends - egal ob aktive Zeit, Kalorien oder auch einfach Tage an denen ein Training absolviert wurde. Die Fitness-App bietet noch viel tiefere Daten, wie Blutsauerstoffgehalt oder auch Atemfrequenz und CardioFitness (VO2 Max). Die habe ich aber noch nie gezielt verwendet.

Aber inzwischen habe ich ein deutlich stärkeres Körpergefühl aufgebaut und spüre sowieso einen inneren Drang zur Bewegung, meine Routinen sind auch so ausgerichtet, dass jeden Tag mindestens eine Aktivität vorgesehen ist. Egal ob spazieren gehen, Yoga oder etwas besonders.

2024 hat für mich direkt mal mit einer neuen Sport-Erfahrung gestartet: Ich war das erste Mal in meinem Leben im Wintersport aktiv: 🏂.

Also wird aus dem eigentliche Motivationsboost, der mir früher geholfen hatte plötzlich eine kleine Hürde - zwar eine minimale Aufgabe, aber wenn ich die Uhr trage, würde ich auch gerne danach sehen, dass sich die Ringe schließen.. Manchmal sind die Daten danach interessant, war ich schneller als das letzte Mal? Wie ist meine Geschwindigkeit pro Kilometer? Wie lange ist meine Yoga Einheit, passt das in eine Stunde?

Aber irgendwie spielt das doch alles keine große Rolle. Ich mache Sport nicht, um mich auf einen Wettkampf vorzubereiten, sondern nur für mich selbst. Es tut mir gut & durch die Anspannung kann ich danach besser die Entspannung genießen. Man lernt auch mit Zeiten umzugehen, in denen man denkt - es hört niemals auf oder man schafft diese anstrengende Pose keine 10 Sekunden länger. Ein Atemzug nach dem anderen und plötzlich hat man es geschafft. Dann stellt man fest, dass es sogar eine ganze Minute länger war... All diese Daten sind für mich inzwischen eher Ablenkung, man konzentriert sich nicht mehr auf das Training selbst, sondern alles zielt auf die Daten danach ab - und das man es gespeichert hat.

Apple Watch als Uhr..Ohne Uhr entsteht ein neues Zeitgefühl: Morgen, Vormittag, Nachmittag, Abend – die natürliche Einteilung genügt.

Ich habe festgestellt, dass man so viel weniger an die Zukunft im Sinne von was passiert heute noch, was habe ich noch vor denkt. Und das ist befreiend. In der heutigen Zeit geht es so oft darum, wie man irgendwie noch mehr erledigen kann, wie kann man noch produktiver sein, wie kann ich noch mehr Aktivitäten in den Tag stopfen, wie kann ich noch mehr aus meinem Leben heraus holen - was kann ich noch machen?

So oft sind wir nur in einer Hirnhälfte unterwegs, dem aktiven... Irgendwie schaffen wir es so unser Hirn in einen Dauerzustand von Stress zu packen. TOP! Wir sind ständig im Fight-Or-Flight Modus und so anfällig oder zerbrechlich wie die Teekanne von meinen Großeltern.

Wir sollten alle viel häufiger überlegen:

  • Was kann ich weglassen?
  • Was will ich weniger ?

Unser Gehirn funktioniert am besten, wenn es im Gleichgewicht ist - wenn wir sowohl Anspannung als auch Entspannung haben.

==Macht weniger, statt mehr.==

Wenn wir unsere eigene Uhr sind, habe ich gerade das Gefühl - dass man immer genügend Zeit hat. Wie soll man zu etwas zu spät kommen? Rein logisch betrachtet geht das ja für einen selbst nie. Nur in der Organisation mit anderen ist es definitiv hilfreich, sich auf die gleiche Metrik zu einigen ;)

Wie gehe ich jetzt mit meiner Zeit um?

Insgesamt hat meine Erfahrung ohne Apple Watch mir so gut gefallen, dass ich plane, diese Veränderung weiter zu erforschen und zu vertiefen.

Der größte Vorteil für mich ist ja der Wecker, deshalb werde ich einfach mal schauen - wie es sich anfühlt ohne Wecker aufzustehen & meinen eigenem Rhythmus zu folgen. Besonders spannend finde ich dabei, wie ich es schaffen kann trotzdem ungefähr zu meiner üblichen Zeit startklar für die Arbeit zu sein.

Ansonsten könnte man sich auch noch anschauen, wie man noch die Funktionen der Uhr vereinfachen kann. Sicherlich kann man die Benachrichtigungen so konfigurieren, dass nur noch Anrufe an die Uhr übertragen werden. Eine weitere Alternative wären Geräte ohne Bildschirm. Dafür habe ich im September mal 1 Monat das Whoop-Armband probiert, welches aber wegen dem sehr teuren Abo-Modell mich nicht überzeugt hat. Vielleicht schaue ich mir auch nochmal die smarten Ringe an, aber... wozu eigentlich? Wenn mir die Daten nichts bringen? Und die Ringe auch bisher keine Memos machen können...

Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Und du? Bist du auch ein Daten-Fanatiker? Wie gehst du mit all den smarten Geräten um?

Hier ist noch eine Mega - Buchempfehlung, die von Andrew Huberman kommt & er sagte selbst, es ist das Buch was ihn bisher am meisten gebracht hat: Zufällig von einem Deutschen: Stefan Klein über ZeitZeit: Der Stoff, aus dem das Leben ist. Eine Gebrauchsanleitung : Klein, Stefan: Amazon.de: Bücher