Mehr als nur ein Getränk - Werde zum Meister deines eigenen Kaffee-Rituals
09. Nov. 2024
Zeitreise in das Jahr 1999
Fast jeden Morgen bevor ich in die Schule gegangen bin, saßen wir morgens gemeinsam am Familientisch. Meine Eltern hatten eine große Kanne von einem edlen Getränk vor sich. Wobei meine Mutter oft noch mit einer Tasse davon ins Bad verschwunden ist und nur mein Papa so gut trainiert war, dass er den ganzen Kaffee-Behälter in einer Sitzung trinken konnte.
Damals war ich noch in der Grundschule. Erst später durfte ich selbst in den Genuss von diesem Getränk kommen. Bis dahin fragte ich mich oft, was ist dieses schwarze Gold? Warum darf ich das als Kind nicht auch trinken?
Etwa bis ich 13 oder 14 Jahre alt war, musste ich mich mit meiner Reismilch zufrieden geben. Die Vorfreude war riesengroß, wie wird dieses schwarze Getränk wohl schmecken?
Meine erste Verkostung hat mir allerdings gar nicht gut geschmeckt.
Heute liebe ich den Kaffee sehr, es ist ein Ritual, welches mich im großen Wechsel in ein anderes Land begleiten durfte. Nicht viel bekanntes habe ich mitgenommen, aber das Kaffeezubereiten & -trinken ist ein treuer Begleiter.
Nach der ersten Begegnung habe ich immer mehr Gefallen an Kaffee gefunden. Sicher kennst du das von anderen Dingen, wie Bier, Whiskey, Zigaretten oder auch Sportarten, die einem beim ersten Mal nicht die erwartete Erleuchtung bringen, sondern nur noch mehr Fragezeichen in den Kopf. Es dauert ein bisschen bis sich die Geschmacksknospen öffnen oder bilden.
Für mich ist Kaffee ein wunderbarer Start in den Tag und mit ein paar Tipps kannst du ihn bald noch mehr genießen. Die Vielfalt der Kaffeebohnen ist immens. Früher dachte ich es gäbe die meisten Geschmacksrichtungen für Getränke im Weinglas zu finden, aber heute weiß ich: ~1200 unterschiedliche Aromen gibt es beim Kaffee, dahin sind es "nur" ~900 bei Wein.
Aber egal, ob Wein, Tee oder Kaffee - all diesen Getränke können deine Achtsamkeit schulen und sie eignen sich wunderbar für kleine Rituale.
Bevor wir uns die Zubereitung deines Kaffee anschauen, beginnen wir aber mit der Zeit.
Wann ist die beste Zeit, um Kaffee zu trinken?
Morgens um 7 Uhr, der Wecker klingelt und langsam bewegen wir uns aus dem Bett und wandern wie ein Zombie zur Kaffeemaschine?
Wenn dir das bekannt vorkommt - dann muss ich dich leider warnen! Der erste Kaffee sollte frühestens 60 Minuten nach dem Aufstehen getrunken werden (besser ist sogar 90 Minuten).
Im Kaffee ist der Wirkstoff Koffein enthalten, diese können an die gleichen Rezeptoren im Hirn andocken, die uns normalerweise auch Müdigkeit signalisieren. Im Prinzip funktioniert das wie Parkplätze, wenn davon zu viele besetzt sind - dann können die freien Müdigkeits-autos keinen Parkplatz mehr finden und wir bekommen das Gefühl wach zu sein.
In den ersten 90 Minuten nach dem Aufstehen gibt es einige Prozesse, die im Körper angestoßen werden, die uns automatisch wach machen! Sonst würden wir ja gar nicht aufstehen. Wenn wir nun zu früh Kaffee zusätzlich ins System geben, dann gewöhnt sich unser System daran und passt sich dem neuen Input an. Das Resultat ist dann nicht mehr der bekannte Energie Kick am Morgen, sondern der Körper reguliert die eigene Produktion der Stoffe herunter. So dass wir ab diesem Zeitpunkt leicht abhängig vom Extra Koffein sind.
In einer (langen) Folge erklärt der Stanford Professor [[Andrew Huberman]] warum das so ist.
Okay, verdammt. Also erst Kaffee nach 1 Stunde?
Was soll ich so lange machen?
Im besten Fall kannst du die neue Zeit direkt kombinieren und eine neue Gewohnheit daraus entstehen lassen. Die erste Stunde am Tag nimmst du dir am besten Zeit für dich!
Wichtige Bereiche, die unser System langfristig wachsen lassen und uns zufrieden in den Tag starten lassen sind: Bewegung, Lernen & Stille.
Also, wenn du magst probier doch gleich morgen eine Stunde aus mit den 3 Einheiten:
- 20 Minuten Bewegung (Spazieren gehen, Joggen, Yoga, Workouts)
- 20 Minuten stille Reflektion: Meditation oder ein Journal führen
- 20 Minuten neues Lernen: Das Buch weiterlesen, meine Blogartikel lesen oder einen Podcast hören. Gerne auch was aktives, falls du dafür ein passendes Projekt anfangen kannst.
Wie bereitest du deinen Kaffee zu?
Die meisten Menschen trinken ihren Kaffee aus einem Kaffeevollautomaten oder aus einer Filtermaschine. Schauen wir uns die beliebtesten Optionen als erstes an.
Möglichkeit 1: der automatische Filter Kaffee
Morgens wird die Tüte mit dem gemahlenen Pulver geöffnet und ein paar Löffel werden dann in den Filter hereingegeben.
Danach nur noch einen Knopf drücken und warten, fertig ist der ... schlechteste Kaffee!
Die automatischen Filtermaschinen haben oft ein Problem, sie über-extrahieren die Kaffeebohnen. Durch die Anordnung des Kaffeepulvers im Filter und weil das Wasser immer aus dem gleichen Punkt kommt entstehen kleine Krater im Kaffeesatz. Durch die Über-Extraktion wird der Kaffee so richtig bitter. Einige Stellen bleiben die ganze Zeit über im ständigen Wasserkontakt, andere am Rand sind fast gar nicht mehr am Prozess beteiligt.
Vielleicht kann man damit die Zukunft von dir bestimmen und lesen? Probiere es mal aus und schau in deine Filtermaschine.
Vermutlich hast du dir bisher noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wie dein Kaffee anders schmecken könnte, ggf. sogar noch nie andere Sorten mit Absicht probiert?
Möglichkeit 2: der Kaffeevollautomat
Meiner Meinung nach ein super teures, großes Gerät. Es kann oft mehrere Getränketypen zubereiten, aber am liebsten wird es entkalkt und gereinigt!
Wobei viele Vollautomaten schon das erste Level Up beinhalten, denn hier wird oft mit ganzen Bohnen der Kaffee zubereitet.
Level 1: Mahle deine Kaffeebohnen selbst
Der Geschmack des Kaffees kommt aus den Bohnen. Durch das Mahlen in Kaffeepulver wird die Oberfläche vergrößert - das macht Sinn, damit wir beim Aufgießen den Geschmack daraus bekommen.
Wenn wir nun aber das gemahlene Kaffeepulver wochenlang im Schrank aufbewahren, so wird durch die große Oberfläche auch das meiste Aroma leider über die Luft abgegeben.
Den größten Mehrwert bekommen die meisten Menschen bei ihrem Kaffeegenuss durch das Mahlen der Bohnen kurz vor der Kaffeezubereitung!
Über Kaffeemühlen
Es gibt verdammt viele Kaffeemühlen, worauf kannst du achten?
Zunächst gibt es verschiedene Arten von Kaffeemühlen, diese sind:
- manuelle Kaffeemühlen, von 10-400€
- elektrische Kaffeemühlen, von 20-4000€
- integrierte Kaffeemühlen in Vollautomaten
- für Siebträger gibt es manchmal integrierte Kaffeemühlen.
Auf deinem Weg zum Profi-Barista kannst du sehr günstig anfangen. Früher habe ich immer nur Kaffee für 1-2 Personen gemahlen am Morgen, so war für mich eine kleine Handmühle perfekt geeignet.
Bei allen Kaffeemühlen ist das wichtigste das Mahlwerk, denn hier mit wird entschieden wie fein und gleichmäßig du deinen Kaffee mahlen kannst.
Der passende Mahlgrad
Je nachdem was für eine Zubereitungsmethode du später wählst, hast du mit einer eigenen Kaffeemühle auch die Option gewonnen über den Mahlgrad selbst zu entscheiden.
Denn für eine French Press brauchst du gröberes Kaffeepulver und für einen Espresso aus der Siebträger möchtest du sehr feines und sehr gleichmäßig gemahlenes Kaffeepulver.
Achte also bereits beim Kauf der Kaffeemühle darauf, was für einen Kaffee du am liebsten trinkst! Kaffeemühlen, die auch Espresso mahlen können sind direkt etwas teurer, weil höherwertige Materialien verbaut werden müssen.
Tipps für Kaffemühlen
Hier sind einige Empfehlungen, die ich nach viel Recherche oder auch eigenen Experimenten weitergeben kann.
Muskeln wie Herkules - per Hand mahlen
Meine persönliche Reise durch Kaffeemühlen hat mit einer [Porlex Mini](Porlex Mini) begonnen. Es ist eine gute manuelle Kaffeemühle, bei der fast das ganze Geld in das Mahlwerk geht. Das ist eine sehr gute Option, wenn du auch nur Kaffee für ein bis zwei Personen zubereiten willst, denn durch die geringe Füllmenge musst du sonst häufiger mahlen. Auch für Reisen ist es praktisch, da sie eine sehr kompakte Größe hat. Der Stromverbrauch ist auch sehr umweltschonend, deine Unterarme werden bei einer Runde Kaffee am Tag minimal stärker, aber nicht strapaziert.
Für mich war eine Handmühle zusätzlich praktisch, denn ich wollte weniger Kaffee trinken, sondern mehr genießen. Durch den zusätzlichen manuellen Aufwand wurde das Ritual länger und die Schwelle für die dritte Tasse Kaffee war hoch genug, dass ich meistens darauf verzichtet habe (am selben Tag).
Wie oben erwähnt, ist eine günstige Handmühle oft genauso gut oder besser als elektrische Kaffeemühlen bis zu einem Preis von etwa 150 - 200€.
Mein Lieblingsgetränk war zu Beginn aber auch ein einfacher Kaffee - kein Espresso oder Milchgetränke wie der Cappucino.
Falls du direkt von Anfang weißt, dass du am liebsten Espresso trinkst, kann ich dir die Commandante empfehlen. Mit so einem guten Mahlwerk und dem längeren Hebel lassen sich auch größere Mengen Kaffee zubereiten.
Ich mags einfach - elektrisch.
Für gute elektrische Kaffeemühlen sollltest du mit einem Budget von 300-800€ ausgestattet sind. Zu meinen Empfehlungen gehören:
- Meine
- Niche Zero Grinder
Wenn du mehr Geld ausgeben willst, weißt du sicher was du tust.
Level 2 - Die richtige Aufbewahrung
Nachdem du angefangen hast deine Bohnen selbst zu mahlen, habe ich einen kleinen Tipp für dich:
Nutze einen luftdichten Behälter für die Aufbewahrung deiner Kaffeebohnen. Denn auch die ganze Bohne verliert natürlich etwas an Aroma über die Zeit. Mit einer Investition von 30€ kann man das zwar nicht komplett aufhalten, aber dennoch - ich finde es ist gut investiertes Geld und sieht auch gut aus.
Level 3 - Eine andere Kaffeemaschine
Nachdem wir die Basics beseitigt haben, wird es jetzt richtig teuer? Das muss nicht sein. Guter Kaffee kommt aus guten Kaffeemaschinen und falls du kein Fan von Espresso bist, geht das erstaunlich günstig.
Fast alle empfohlenen Geräte kosten weniger als 50€. Und keine Sorge, ich hab auch fast alle davon - du darfst ruhig mehr als eine Kaffeemaschine haben.
Finde deinen Lieblingsstil heraus:
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Handfilter / Pour Over Kaffee, bspw. Vario V30 oder die Chemex: Die klassische Zubereitung per Hand braucht viel Ruhe, Geduld und ein bisschen Liebe. Während bei den automatischen Maschinen das Wasser immer genau in die Mitte tropft kannst du als Mensch das Wasser liebevoll im Trichter verteilen und dafür sorgen, dass das ganze Kaffeepulver gut getränkt wird.
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French-press: Auch eine French-press gehört zu den Klassikern der Zubereitung. Hier braucht man nicht so viel Geduld und Liebe zur Zubereitung. Kaffeepulver rein, das Pulver benetzen, kurz oxidieren lassen und dann auffüllen und 3-5 Minuten ziehen lassen (je nachdem wie du den Geschmack favorisierst.) Danach am besten umschütten, damit auch wirklich die Kaffee Extraktion pausiert wird.
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Aeropress: Das neuste Gerät in meiner Sammlung. Ähnlich wie bei der Frenchpress wird hier mit etwas Druck gearbeitet. Wie der Name schon verrät, geht es hier aber um Luft. In dem Gerät entstehen ganz fabelhafte Kaffees - ich finde es lässt sich sogar ein ähnlich starkes Getränk wie ein Espresso erzeugen.
Starte dein Kaffee Abenteuer
Jede Zubereitung zaubert einen anderen Geschmack, eine andere Feinheit in deinen Kaffeebohnen hervor. Für jede Zubereitungsart sollte der Mahlgrad bestimmt werden.
Klingt alles nach viel Arbeit? Dann lass es lieber sein.
Wenn du neugierig geworden bist, die Feinheiten herauszufinden - dann probier es gerne aus. Starte dein Abenteuer, finde deine Lieblingsbohne - deine Lieblingszubereitung. Lerne die unterschiedlichen Geschmäcker kennen. Vielleicht kannst du sogar in ein paar Jahren durch den Geschmack bestimmen aus welcher Region der Welt die Kaffeebohnen kommen?
Durch den kleinen Anfang startest du in eine neue Welt des Lernens. Ich liebe diese Hobbies, die einen immer tiefer eintauchen lassen und letztlich wieder zurück in die Welt bringen. Auf der Reise lernt man aus Versehen noch viel mehr über die Welt, als nur über das Gebiet: Kaffee.
Zum Abschluss will ich dir hier noch eine meiner Lieblingssorten an Kaffee mitgeben: Lilla e Rose Coffee Beans | Blaser Café
Zum Abschluss möchte ich dich ermutigen, dein persönliches Kaffee-Ritual zu entwickeln und zu genießen. Kaffee ist weit mehr als nur ein Wachmacher – er kann ein Moment der Ruhe und Achtsamkeit in deinem Tag sein, eine kleine Auszeit, die du ganz bewusst wahrnimmst.
*Dazu kannst du dir auch gerne den Artikel: Meditation in der Tasse - Die Kunst des entspannten Kaffeetrinkens durchlesen! *
Indem du dich mit den verschiedenen Zubereitungsmethoden, Geschmacksnuancen und deinem eigenen Geschmack auseinandersetzt, entdeckst du eine ganz neue Welt. Vielleicht führt dich dieses Abenteuer nicht nur zu deinem perfekten Kaffee, sondern auch zu mehr Gelassenheit und Freude im Alltag. In diesem Sinne: Auf einen genussvollen Start in den Tag – und viel Spaß beim Erkunden deines ganz persönlichen Kaffee-Abenteuers!